Nutzung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

Militärische Nutzung

Der Fliegerhorst wurde stillgelegt, da Lippstadt keine RAF-Basis wurde; die Anlage wurde zum Teil als Bombenabwurfplatz durch die RAF verwendet. Der Rest des ehemaligen Fliegerhorstes wurde größtenteils landwirtschaftlich genutzt. Auf einem großen Teil des Flugfeldes errichtete die Britische Armee eine eigene Kaserne („Camp El Alamein“), die dort stationierten Truppenteile zogen 1956 in die bereits seit dem Kriegsende ebenfalls mit britischen Truppen belegte ehemalige Flak-Kaserne im Lippstädter Süden („Churchill Barracks“) um.

Nach einer kurzen Nutzung des neu errichteten Kasernengeländes in Lipperbruch durch eine Bundeszollschule wurde das Gelände im Dezember 1957 durch die Bundeswehrverwaltung übernommen und das Quartiermeisterbataillon 7 und die Instandsetzungskompanie 7 bezogen im Januar 1958 den Standort „Lipperland-Kaserne“. Das Kasernengelände umfasste eine Fläche von insgesamt 44,2 ha. In der Zeit bis zur Auflösung der Kaserne am 22. Dezember 2006 waren viele Einheiten der 7. Panzergrenadierdivision stationiert. Über einen längeren Zeitraum waren u. a. die Luftlandebrigade 27 mit versch. Luftlandeeinheiten, das Fernmeldebataillon 7, das Transportbataillon 801, sowie die Reservelazarettgruppe 7318 in der Lipperlandkaserne beheimatet.

Liste der stationierten Bundeswehr-Einheiten und -Organisationen

(nach einer Aufstellung der Reservistenkameradschaft Lippstadt)

VonBisEinheitBemerkungen
Januar 1958März 1959Quartiermeisterbataillon 7
Januar 1958März 1970le. Feldzeugkompanie 7
März 1958März 1970mittl. Instandsetzungskompanie 101
März 1958September 1959Standort-Offizier Lippstadt
April 1958Dezember 2006Standortverwaltung Lippstadt
Juli 1958September 1959Vorauspersonal Stab/Stabskompanie 7. Panzergrenadierdivision
Februar 1959März 19598Vorauspersonal Fernmeldebataillon 7
März 1959März 1970mittl. Instandsetzungskompanie 101
April 19591993Nachschubkompanie 7April 1970 zur Luftlandeversorgungskompanie 270 umgegliedert
April 1959August 19624./Versorgungsbataillon 215
April 1959August 1962Beobachtungsbataillon 170
Januar 19621965Ersatzteilkompanie 103
November 1962April 1963Nachschubausbildungskompanie 17/1
Juli 1962August 1966Feldartilleriebataillon 71
Oktober 1966September 1994Fernmeldebataillon 7mit Fernmeldeausbildungskompanie
Oktober 1966März 19702./gemischtes Instandsetzungsbataillon 120
April 1970März 1993Stab/Stabskompanie Luftlandebrigade 27
April 19701993Luftlandesanitätskompanie 270
1993Dezember 2006Transportbataillon 801
Als verbliebene „militärische“ Nutzung besteht das ehemalige Tanklager der Bundeswehr, nördlich der Glennesiedlung, als Vereinsheim der Reservistenkameradschaft Lippstadt.

Zivile Nutzung

Durch die Rückkehr von ehemaligen Soldaten und Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Kriegsende entwickelte sich die Wohnraumsituation in Lippstadt dramatisch. Die ehemaligen Luftwaffenkasernengebäude wurden nach zunächst sehr provisorischer Instandsetzung, oft in Eigenleistung, zur Linderung der Wohnungsnot genutzt. Am 30. Oktober 1946 wurde offiziell die Gemarkung „Fliegerhorst“ in „Lippstadt-Lipperbruch“ umbenannt. Nachdem die nach dem Krieg etwas unklaren Besitzverhältnisse geklärt waren, begann im Jahr 1949 die planmäßige Besiedlung des Lipperbruch. Die Zufahrtsstraße (ehemals Richthofenallee, jetzt Mastholter Straße) wurde in nördlich-östlicher Richtung, im südlichen Teil parallel zur Tarnstraße, bis an die Einmündung der Tarnstraße in die Landstraße Lipperbruch-Mastholte durchgeführt, die Tarnstraße wurde zu einer Neben-/Erschließungsstraße (jetzt Oppelner Straße). Nach einer Bestandsaufnahme mit Aufnahme der Beschädigungen und Schätzungen des Wiederherstellungsaufwandes durch die Stadt Lippstadt wurden die Gebäude auf dem Kasernengelände aufgebaut bzw. bei zu starker Zerstörung abgebrochen, die durch Abbruch gewonnenen Frei-, aber auch die Zwischenräume, vorwiegend im westlichen Teil des Kasernengeländes, mit Wohnhäusern bebaut. Die Großzügigkeit und Weitläufigkeit der ursprünglichen Kasernenarchitektur ist damit zugunsten der Erfordernisse einer Wohnbebauung zur Besiedlung des neuen Ortsteiles aufgegeben worden.

Der Bereich des Flugfeldes westlich der Tarnstraße/Mastholter Straße, sowie auf Freiflächen westlich und südlich außerhalb des ehemaligen Militärgeländes wurde planmäßig mit überwiegend Einfamilienhäusern bebaut. Um die ehemalige Waffenmeisterei, neben der Tarnstraße, entsteht ein Gewerbebereich. Das Siedlungsgebiet westlich des ehemaligen Kasernengeländes wird im Volksmund die Bomben-Siedlung genannt, die auf der westlichen Flugfeldgrenze errichtete Siedlung heißt Ermland-Siedlung, nördlich davon (zwischen ehemaliger Tarnstraße und Platzgrenze) ist die Glenne-Siedlung. Südlich der Wache entstand die Bauern-Siedlung. Der Sportplatz wird um 90° gedreht nach Osten verlagert (liegt damit südlich des Befehlsgebäudes, grenzt an den Schießstand). Westlich der ehemaligen Wache wurde 1954/55 eine katholische Kirche erbaut, eine evangelische Kirche 1959 an der Stelle des östlichen Stabsstaffelgebäudes. 1958 wurde auf dem südlichen Teil des Sport- bzw. Exerzierplatzes die Otto-Lilienthal-Grundschule, sowie 1968 im nördlichen Sportplatzbereich ein Kinderheim der evangelischen Kirche errichtet, das später als Senioreneinrichtung umgebaut und in den Folgejahren erweitert wurde. Am nordöstlichen Rand des Flugfeldes (zwischen Ringstraße und Boker Kanal) errichteten die Stadtwerke 1958 eine Trinkwassergewinnungsanlage, die bis zum heutigen Tag in Betrieb ist. Zwischen den westlichen Kasernengebäuden und der Bombensiedlung ist 1966 ein katholisches Gymnasium, die Marienschule neu gebaut worden, da das alte Schulgebäude in der Innenstadt nicht mehr ausreichend Räumlichkeiten bot.

Nach Aufgabe der Lipperlandkaserne durch die Bundeswehr Ende 2006 lag das Kasernengelände einige Jahre brach. Ein Weiternutzungsgutachten, 2008 von der Stadt Lippstadt in Auftrag gegeben, ergab eine eher problematische Konversion. Das Gelände wurde dann 2012 durch einen Investor gekauft. Die Gebäude im südlichen Bundeswehr-Kasernenbereich, auch die dort erhaltenen Gebäude des ehemaligen Fliegerhorstes, sind abgebrochen worden. Dort entsteht Wohnbebauung mit Einfamilienhäusern, als Wohngebiet Lippischer Bruch ausgewiesen, der nördliche Teil mit den erhaltenen Gebäuden und Liegenschaften der ehemaligen Bundeswehrkaserne wird nach Umbau/Modernisierung als Business-Park gewerblich genutzt (u. a. Speditionsbetriebe, Büros, Firmenniederlassungen, Einrichtungen des Kreises Soest).

Der gleiche Investor erwarb im August 2015 die ehemaligen Gebäude des Fliegerhorstes südlich der Richthofenstraße von der BImA. Im Herbst wurde mit der Sanierung der Grünanlagen und der Wohngebäude begonnen, auf dem Areal von 40.000 m² entstanden in den Bestandsgebäuden 120 modernisierte Wohnungen.

Von der ehemaligen Fliegerhorstbebauung von 1935 sind längs der heutigen Richthofen- und Lindberghstraße das Lehrgebäude (Wohn- und Geschäftshaus), 7 von 10 Unterkunftsgebäuden für Mannschaften (Wohnhäuser), ein Teil der Schießstände (auf dem Gelände des KK-Schießstandes errichtete die Schießabteilung des Sportvereins BW Lipperbruch e.V. eine Schießhalle) und der Schwimmteich (Angelverein), sowie Teile der Kläranlage (in den 1960er Jahren modernisiert und erweitert, in den 1980er Jahren stillgelegt) erhalten geblieben. An der Lilienthal-/Ringstraße sind das Befehlsgebäude (Wohngebäude, Freiwillige Feuerwehr), am Försterweg (westlicher Teil) die Offizierswohnungsgebäude (Wohnungen, Pflegeheim) und das Offizierskasino (Textilherstellung), an der Ringstraße die Halle 22 (Fallschirmpackraum der Bundeswehr, zwischenzeitlich Vereins- und Versammlungsraum), sowie Im Heidewinkel ehemalige Offiziershäuser (Privathäuser), an der Ostlandstraße ein Kesselhaus (Lebensmittelmarkt bis 2012, nach Leerstand verschiedene Kleingewerbe), sowie an der Mastholter Straße die ehemalige Kommandantur (Wohnungen, seit 1998 unter Denkmalschutz), das Archiv (zuerst Schule und Kirchenraum, jetzt Eigentumswohnungen) und die Kantine/Kegelbahn (Bäckerei), sowie kleine Wohnhäuser (ehemalige Heizerwohnungen) erhalten geblieben. Weitere Bauten sind zwischenzeitlich abgetragen worden: das Sanitätsgebäude (zun. Einrichtung der Jugendhilfe der evang. Kirche, dann Seniorenheim) wurde 2008 abgerissen, die Halle 23 an der Ecke Ostland-/Mastholter Straße ist nach Zwischennutzung durch einen Glasfabrikationsbetrieb nach dessen Insolvenz letztendlich nach langem Leerstand 2013 zugunsten eines Lebensmitteldiscounters abgerissen worden, die Benzinwäsche mit Turm (Ecke Ring-/Mastholter Straße) war zur Bundeswehrzeiten (Standortverwaltung) zum Teil erhalten, ist im Zuge der Wohnbebauung abgetragen worden. Das Wirtschafts-/Küchengebäude (früher Bäckerei und Kino, dann russische Sauna, Leerstand) wurde Ende 2015 im Zuge der Sanierungsmaßnahmen abgerissen. Auf dem Wasserwerksgelände sind noch Fundamente der Flughalle Nr. 4, Mauerreste eines „Munahauses“ zwischen Halle 4 und 5, sowie Fundament- und Mauerreste des Fasslagers vorhanden. Das Gebäude „Trafo B“ wurde noch einige Zeit von den Stadtwerken als Umspannwerk benutzt, ist erhalten, aber stillgelegt. Die Waffenmeisterei an der heutigen Ostlandstraße wird (nach Umbauten) gewerblich genutzt. Einige Gebäude sind so stark verändert, dass ihre Herkunft bzw. der Originalzustand nur schwer zuzuordnen ist. Die Eisenbahnverladerampe war bis 1996 an der Ostlandstraße bestehend, der Gleisanschluss selber ist in der Aufbauphase Lipperbruchs, vor allem wegen der angesiedelten Unternehmen, erhalten geblieben, aber wohl im Zusammenhang mit dem Bau der B55 in Lippstadt (Einweihung Herbst 1959) abgebaut worden.

Im Oktober 2022 wurde von der Stadt Lippstadt beschlossen, einen Bauplan (Nr. 351) mit dem Ziel aufzustellen, die an der Ecke Mastholter Straße/Ringstraße gelegene Halle 22 abzureißen, um dort den Feuerwehrstützpunkt Nord aufzubauen, da die seit 1983 im alten Befehlsgebäude untergebrachte Feuerwache Lipperbruch nicht mehr den Anforderungen genügt.

Quelle: Wikipedia

Hier ein Blick auf das Ehemalige Tanklager.

Foto: M. Heitmar